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Marokko Band spielt Voodoo Faust

Das neue Programm der Marokko Band heißt Voodoo Faust. Die Songs begleiten den Wunderdoktor, Hexenmeister, Totenbeschwörer, Hellseher und Illusionisten Doktor Johann Faust bei einer Eskapade in der siechen Stadt. Durch die Story führt Petra Bassus, mit auf der Bühne sind Isabel Binder als Faust, Rusty La Pearl sowie Tänzer und Tänzerinnen aus Vronis Tanzstudio.

Der Premierenauftritt findet am 21. Mai 2016 ab 20.30 Uhr im Musiktheater REX in Bensheim statt.

Das Libretto vom Voodoo Faust stammt von Norbert Schmitt und ist inspiriert vom der historischen Figur des Faust. Es lehnt sich an das „Volksbuch vom Doktor Faustus“ (1587) an und an die geschichtlichen Daten: Der Zukunftsforscher, Hellseher und Wunderdoktor Dr. Johann Faust kommt in die Stadt. Er wird dort verehrt und angefeindet. Und er wird geliebt. Doch seine Ruhmsucht steht der Liebe im Wege.

Die Story folgt nicht dem bekannten Stoff der Faust-Tragödien, ist aber darum nicht weniger dramatisch: Sie schildert eine Episode aus dem Leben des „fünffachen Doktors, Magister Georgius Sabellicus, Faustus junior“ (diese Titel hatte er sich selbst gegeben) an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Seine Dienste wurden gern in Anspruch genommen, nicht nur vom Volk, sondern auch von Bischöfen, Adeligen und Wissenschaftlern. Ebenso ist verbürgt, dass er ein umherschweifendes Leben lebte, immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz kam und sich nicht selten nur noch durch Flucht in Sicherheit bringen konnte. Im Leben des Johann Faust und so auch im Bühnenstück „Voodoo Faust“ spielt der Teufel keine besondere Rolle. Er ist nicht mehr, aber auch nicht weniger präsent, als im Leben eines jeden Menschen.

Die Marokko Band aus dem Bensheimer Stadtteil Marokko:
Moritz Oberhofer (Gitarre), Christoph Häbler (Bass), Bernd Wolk (Keyboard), Norbert Schmitt (Gesang, Gitarre), Hans Lettow (Saxophon), Cristian Moreno (Drums).
Ihre Musik ist Pop zwischen Blues und House.

 

Musiktheater Rex: Marokko Band inszenierte theatralische Bühnenshow um den sagenhaften Schwarzkünstler

Doktor Faust im Vodoo-Look

Von unserem Mitarbeiter Thomas Tritsch

Bensheim. Ein magischer Magister, eine fatale Liebschaft und dämonische Blues-Riffs wie aus dem Hexenfeuer: „Voodoo Faust“ heißt das neue Programm der Marokko Band aus dem gleichnamigen Bensheimer Viertel. Die theatralische Bühnenshow basiert auf einem Libretto des Sängers und Gitarristen Norbert Schmitt, das mit Musik, Tanz und Text angereichert jetzt erstmals im Musiktheater Rex zu sehen und zu hören war.

Mit den tragischen Geschichten Goethes oder Marlowes hat die Figur erheblich weniger zu tun als mit den überlieferten Berichten vom Doktor Faustus – einem wandernden Wunderheiler, Alchemisten, Astrologen und Wahrsager. Schmitt erzählt eine Episode in 15 Liedern: Der Wunderdoktor kommt in eine betäubte Stadt und bietet dem Rat seine Dienste an. Als Monarch der Herzen, als „King of Pop“ könnte er sie retten. Doch die Kollision endet tödlich. Dank des Opfers der schönen Wirtstochter Helena kann der ruhmsüchtige Solist dem Chaos entfliehen.

Die Frankfurter Schauspielerin Isabel Binder lieh dem Faust ihre charismatische Stimme, Sängerin Petra Bassus (Pfungstadt) überzeugte durch eine klare und ausdrucksstarke Stimme sowie eine starke Bühnenpräsenz. Sie führte durch die Handlung. Flankiert wurde die Show von der Burlesque-Künstlerin Rusty La Pearl, deren mysteriös-erotische Vaudeville-Performance sehr gut zur etwas düsteren Ästhetik des Stücks passt. Ein weiteres optisches Bonbon waren die jungen Tänzerinnen aus Vronis Tanzstudio mit einer Melange aus Ballett, Jazz und Modern Dance.

Doch bei allem visuellen Beiwerk: Ohne die Musik wäre dieser Faust ein armer Wicht. Die Marokko Band gefällt mit coolen Songs und der verrauchten Stimme des Sängers, der die Lyrics über einen bluesigen, bisweilen hypnotischen Sound haucht oder schreit, der von Gitarren, Schlagzeug und Keyboards getragen wird. Moritz Oberhofer und Schmitt lassen zwei beredte Stromgitarren zusammenprallen, ergänzt von Bassist Christoph Häbler und Tastenmann Bernd Wolk. Am Saxophon Hans Lettow, am Schlagzeug Cristian Moreno. Die Musik rangiert zwischen Delta Blues, Alternative und Minimal-Rock.

Kratziger Rhythm’n’Blues und glatte Popmelodien wechseln sich ab und spiegeln die Atmosphäre der Story, die vom Volksbuch des Doktor Faustus aus dem 16. Jahrhundert inspiriert ist. Eine Spur Captain Beefheart, etwas Willie Dixon und Ry Cooder. Kryptische Texte, metrische Brüche und eine bisweilen atonale Harmonik verleihen der „marokkanischen“ Klangsprache die nötigen Kanten.

Im Rex kam dieser Voodoo-Faust auch klanglich sehr schön zur Geltung. Das Musiktheater hat nochmals am Sound gefeilt, was am Samstag absolut spürbar war. Auch im hinteren Bereich der alten Güterhalle waren die Texte sehr gut verständlich. Die Instrumente klangen plastisch und sauber konturiert. Norbert Schmitt, der Design und Philosophie studiert hat, ist es gelungen, der Vorlage eine spannende neue Facette abzuknöpfen und sie in einem stimmigen Bühnenskript auszuformulieren.

Die Faszination der Figur Johann Georg Faust bleibt trotz Voodoo-Kult und zeitgenössischen Akzenten nicht auf der Strecke. Egal, ob Wunderheiler oder Betrüger, Wahrsager oder Lügner: Dieser Faust atmet einen teuflisch scharfen Groove.

© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 24.05.2016